Benni's Reisetagebuch: über Gauchos und die älteste Stadt Uruguays

Benjamin Jäger • 5. Mai 2022

20. April 2022


Schneller als gedacht sind 10 Wochen in Uruguay vorbei und wir sind seit zwei Wochen wieder in Deutschland. In der letzten Reisewoche hatten wir noch die Möglichkeit zwei weitere Regionen Uruguays zu erkunden. Dadurch bekamen wir nochmal ganz andere Einblicke in die Kultur, die sich innerhalb dieses verhältnismäßig kleinen Landes doch stark unterscheidet.

Wir verbrachten einige Tage in der Provinz Lavalleja, die, auch wenn nur ca. 2 Stunden von der Küste entfernt, bereits starke kulturelle Unterschiede aufzeigt. Aus der sonst recht flachen, sanft hügeligen Landschaft Uruguays, erheben sich hier einige der Berge Uruguays, die aufgrund der Umgebung deutlich höher wirken, als sie tatsächlich sind – meist kaum mehr als 300 Meter über dem Meeresspiegel. Außerhalb der Provinz-Hauptstadt Minas befinden sich kleine Dörfer, oder auch einfach nur einzelne kleine Farmen – Chacras genannt – umgeben von Natur und Kuhweiden. Hier ist man viel zu Pferd unterwegs – gerade in der Viehhaltung. So ritt unser Gastgeber am Morgen mit dem Pferd zu seinen Kühen und trieb die Schafe von einer Weide zur anderen.

Im Landesinneren lebt die Kultur der Gauchos – der südamerikanischen Cowboys. Gerade als wir dort waren, fand ein traditionsreiches dreitägiges Festival in einem Park, am Stadtrand von Minas statt. Am letzten Tag trafen sich über 1000 Gauchos – vermehrt, aber nicht ausschließlich, aus Lavalleja und den benachbarten Provinzen – in Minas und ritten aus dem Stadtzentrum bis in den Park. Familien, Ortschaften oder Vereinigungen ritten dabei in Gruppen mit ihren spezifischen Trachten an uns vorüber – ein besonderes Erlebnis. Anschließend fand ein traditioneller Wettkampf, Criolla genannt, statt. Es ist eine Art Rodeo auf Pferden – nicht gerade tierfreundlich, doch in der Gaucho-Kultur hoch angesehen. Dabei werden wilde Pferde an einen Pfahl im Stadion gebunden, das erste Mal gesattelt und von einem Reiter bestiegen. Beim Läuten der Glocke wird das Pferd gelöst und ihm die Binde von den Augen gerissen. Der Reiter versucht sich nun einige Sekunden auf dem Pferd zu halten, während dies mit aller Macht versucht denselben loszuwerden – bis die Glocke erneut läutet und der Reiter – sofern er nicht abgeworfen wurde – „erlöst“ wird. Bei all dem Lärm im Stadion stehen die gebändigten, wilden Pferde sichtbar unter Stress, weshalb es auch kritische Stimmen gibt. Doch noch hält sich die Tradition.

Die letzten drei Tage unserer Reise verbrachten wir in Colonia del Sacramento, der ältesten Stadt Uruguays. Sie liegt am breiten Fluss Rio de la Plata, praktisch gegenüber der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und war zur Kolonialzeit aufgrund ihrer strategischen Lage hart von Spaniern und Portugiesen umkämpft. Altes Steinpflaster, eine alte Kirche, Ausgrabungen, sowie koloniale Bauten, geben, insbesondere der Altstadt ein ganz anderes Bild, als wir es aus den Städten im Osten des Landes kennen. Doch auch die gesamte Stadt scheint anders, europäischer. Die kleinen Orte an der Atlantikküste, wie z.B. La Paloma, sind seit Jahrzehnten das Sommer-Ferienziel für hundert-tausende Uruguayer, verwandeln sich jedoch von Mitte März bis Dezember zu Fischerdörfern, mit leerstehenden Häusern, geschlossenen Hotels, Läden und Restaurants. Im Gegensatz dazu ist Colonia aufgrund seiner Lage und historischen Bedeutung ein ganzjähriges Reiseziel, vor allem für Argentinier, aber auch Touristen aus aller Welt, wodurch ein im Durchschnitt höherer Lebensstandard möglich scheint. Wir hatten den Eindruck, dass bereits bei Einfahrt in die Provinz, ein Unterschied zu den zuvor von uns bereisten Teilen im Osten des Landes sichtbar wurde. Die Straßen schienen breiter und besser ausgebaut zu sein, großenteils von hohen Palmen gesäumt. Hier im Süden, gab es auch eine Schweizer-Deutsche Kolonie, aus der die heutige Stadt Nueva Helvecia (Neu-Helvetien) entstand. Noch immer kommt ein Großteil der Käse- und Molkerei-Produkte Uruguays aus dieser Region und einige Familienbetriebe stellen seit Generationen Schweizer-Käse nach den ursprünglichen Rezepten her.

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Ein paar Eindrücke aus Colonia del Sacramento.

von Tabea 29. Februar 2024
oder... ist das ein Gegensatz in sich?
von Tabea 8. Februar 2024
Oder wie ist das eigentlich, an etwas zu bauen, das noch nicht sichtbar ist?
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