Woran denkst du, wenn du das Wort Herrschaft hörst? Ist dieses Wort bei dir positiv oder negativ besetzt? Bevor du weiterliest, denk erst einmal kurz drüber nach...
Ich merke, wie das Wort Herrschaft bei mir recht negativ besetzt ist. Letztens las ich in der Bibel den Psalm 72 und die Worte berührten mich, trafen mich, regten mich zur eigenen Reflexion, zum Nachdenken an und forderten mich heraus. Da geht es nämlich genau um Herrschaft. Eigentlich um einen König, unter dessen Herrschaft es dem Volk gut geht! Es geht um Recht und Gerechtigkeit, sowie soziale Fürsorge. Mit der Herrschaft genau dieses Königs geht Frieden einher, prächtiger landwirtschaftlicher Ertrag, und Blüte für diejenigen, die unter seiner Herrschaft leben. Die Herrschaft, die in diesem Psalm dargestellt wird, hinterlässt bei mir einen ganz positiven Fingerabdruck. Lies doch selbst mal nach. (NL Übersetzung)
Vielleicht fällt es dir leichter, das Wort "Herrschaft" mit "Leiterschaft" auszutauschen. Es klingt doch einfach besser zu sagen: "Ich arbeite unter der Leiterschaft von ...", anstatt hier das Wörtchen "Herrschaft" zu benutzen. Aber ich fordere uns alle (mich inkludiert) damit ein wenig heraus, uns mit diesem Wort anzufreunden. Ob wir uns dem bewusst sind oder nicht, wir leben alle unter einer gewissen Herrschaft. Der Herrschaft von uns selbst. Der Herrschaft deines Teamleiters, der Herrschaft des Staates. Der Herrschaft von Regeln und Gesetzen. Schaue ich mal ein wenig in meine berufliche Laufbahn zurück, entdecke ich Leiterschaft, die doch irgendwie auch eine gewisse "Herrschaft" war, unter der ich aufblühte, mich entfalten konnte, die mir Vertrauen schenkte. Jedoch auch solche, unter der ich mich begrenzt, anstatt gefördert fühlte, eingeengt und unsicher war. Ich erlebte solche, unter der ich mich ins kalte Wasser geschmissen fühlte, wo ich jedoch das Schwimmen lernte - und plötzlich ganz gut darin zurechtkam.
Unter wessen Herrschaft leidest, unter welcher blühst du auf?
"Der König soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond am Himmel steht, für alle Zeiten.
Seine Herrschaft sei so
erfrischend wie der Regen - wie die Schauer, die die Erde bewässern.
Die Gottesfürchtigen sollen unter ihr
aufblühen und Friede soll herrschen bis ans Ende der Zeit."
Psalm 72, 5-7. (Nl Übersetzung)
Mein Herz sehnt sich danach, unter dieser Herrschaft zu leben, die so erfrischend ist, wie ein warmer Sommerregen. Unter genau dieser Herrschaft, unter der ich aufblühe, anstatt niedergedrückt oder gedemütigt zu werden. Einer Herrschaft, unter der ich mich entfalten und meine Gaben entwickeln kann. Einer Herrschaft, unter der ich keine Angst haben muss, Fehler zu machen. Einer Herrschaft, die mich freisetzt, fördert, liebt, sieht und befreit, wenn ich Gefangene meiner eigenen Ängste und Zweifel bin. Einer Herrschaft, die mich trägt, hält, mir Sicherheit und Richtungsweisung gibt.
Und ich weiß, dass mit Jesus Christus diese Herrschaft in meinem Leben begonnen hat. Denn er verspricht es. Eine Herrschaft, der ich vertrauen, auf die ich bauen möchte. Nicht selten sehe ich mich immer wieder auf Metaebene diese Herrschaft begutachten. Kann ich ihr trauen? Doch das hat nicht wenig damit zu tun, welches Selbst - und welches Gottesbild ich eigentlich habe. Aber das ist wohl ein Blogartikel für sich... vielleicht ein andermal.
Schaue ich von mir weg, in mein allernächstes Umfeld, in meine Familie, kann ich diese Fragen weiterführen: Blüht mein Mann unter meiner "Herrschaft" auf? (Dies mag für den einen oder anderen vielleicht etwas provokant klingen, aber "herrschen" wir mit unserem Verhalten nicht alle in unserem Umfeld?) Kann er sich in meiner Gegenwart, unter den Entscheidungen, die ich treffe, unter meinem Verhalten und meiner Einstellung entfalten? Trage ich dazu bei, dass er in meiner Gegenwart geistig, geistlich und emotional wachsen kann? Dass er sich wohl fühlt?
Geht mein Blick weiter, in meinen Freundeskreis, kann ich mir dieselben Fragen stellen!
Und ich traue mich noch einen Schritt weiter in den äußeren Beziehungskreis: Denn auch im Aufbau unseres recreatio Teams, sowie der Angebote von recreatio an sich, nehme ich eine gewisse Leiterschaft ein. Und ich wünsche mir, dass das Herzstück recreatios auch darin sichtbar wird: Eine Leiterschaft leben zu dürfen, unter der jeder, der Teil von recreatio wird, aufblühen kann und gesegnet wird. Mein Wunsch ist es, dass für viele recreatio zu einem Sommerregen wird, der sie erfrischt, belebt und stärkt.
Ich bin dankbar für jedes ehrliche und ernst gemeinte Feedback an mich und an recreatio, das mich wachsen und lernen lässt.
Und ich bin dankbar, dass ich mich letzten Endes immer wieder der Herrschaft dessen unterstellen darf, bei dem ich trotz
- oder gerade in meinen Fehlern - grünen, wachsen und reifen darf. Der Herrschaft, unter deren leichtem Sommerregen ich aufblühen kann. Der Herrschaft Jesu Christi.