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Ein Blick in meinen Garten

Tabea • Nov. 21, 2022

Pflanzzeit in Uruguay / Reflexion / Natur / Saat und Ernte
Lesezeit: 4 Minuten

Mein Herz geht auf, wenn ich ein Stückchen "draußen" habe, einen kleinen Garten. So bin ich aufgewachsen. Schon als Kind habe ich es geliebt, im Garten mit meinen Freundinnen zu spielen, mit der Familie zu frühstücken oder einfach im Gras zu liegen. Hier in Uruguay sind wir mit einem Garten, rund um unser Häuschen beschenkt. Aktuell, im November, beginnt hier - anders als in Deutschland - die Zeit des Säens und Pflanzens, denn der Frühling ist in vollem Gange! Die Wespen finden eine geschützte Palme, um ihr Nest, ganz zu meinem Bedauern, in unserem Garten zu errichten. Pollen fliegen durch die Luft und wieder einmal bin ich dankbar, dass ich nicht unter einer Allergie leide. Der Nektarinen- und Zitronenbaum bekommen ihre ersten Knospen und das Leben beginnt nach den tristen Wintermonaten zu sprießen. Perfekt, um zu säen! Ich kaufe Pflanzenerde, Erdbeeren, Blumen, frische Kräuter und bearbeite die bereits angelegten Hochbeete. Ich reiße das Unkraut heraus und bedecke die Beete mit frischer Erde, Pferdemist, den ich neben unserem Grundstück gesammelt habe und Muscheln vom Strand, die wohl gute Nährstoffe abgeben sollen. Langsam beobachte ich, wie der Boden die Pflänzchen annimmt und alles anwächst. Das Wachstum zu beobachten, erfüllt mich mit Freude!


Doch trügt der Schein an manchen Stellen? Der Nektarinenbaum zeigt merkwürdige, gelartige Kugeln an den Ästen. Im Verlauf der Zeit zeigt sich, dass aus den Blüten nur zwei zu wirklichen Früchten wurden. Auch der Zitronenbaum weist Löcher in den Blättern auf. Die erste reife Erdbeere wurde angeknabbert. Meine anfängliche Freude wird etwas getrübt. Der Ertrag scheint dieses Jahr nicht so üppig zu werden...

Nachdem Benni den ein oder anderen Weg durch den Garten gemacht hat, merkt er, dass Schlingpflanzen wie Unkraut wuchern. Ersticken sie die lebenden Pflanzen? Nach außen sieht das Unkraut schön aus, aber sind diese Schlingpflanzen nicht mehr zerstörerisch, als dass sie das Gartenbild verfeinern? Benni beginnt auszureißen.


In uns arbeiten diese Erfahrungen. Kann die Natur ein Bild für manche inneren Prozesse sein? Kann es sein, dass Gott, der Schöpfer selbst, seine Schöpfung gebraucht, um uns das eine oder andere Lebensprinzip zu vermitteln? Um uns plastisch zu zeigen, was gerade auf einer anderen Ebene geschieht?  Ist nicht die Bibel voll von Erklärungen, Gleichnissen, Metaphern, von Bildsprache? Wieder einmal lehren mich die Erlebnisse im Garten so einiges.


Ich schaue in die Bibel, in das Buch Prediger von Salomo und stelle fest, dass auch er über das Pflanzen schreibt.


 "Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen von Gepflanztem."

(Prediger 3,2 NL)


Es lädt mich ein folgende drei Ebenen anzuschauen:
1. Was wurde in unserem Garten bereits gesät? So einiges. Doch wo hat sich das ein oder andere Unkraut breit gemacht, vervielfältigt und tiefe Wurzeln geschlagen?

2. Es lädt mich ein in mein eigenes Herz zu schauen: Wo hat sich Unkraut bei mir breit gemacht? Welches Unkraut erstickt die schönen Pflänzchen, die mal gute Früchte bringen wollen? Ich darf es herausreißen.

3. Und es lädt mich ein in diese Kultur zu schauen: Was wurde Gutes, Schönes, Frucht-bringendes in diese Kultur gesät, was an Denkweisen, Haltungen, Lügen, die letzten Endes die kleinen Pflänzchen, die gute Früchte bringen wollen, ersticken.


Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Galatien (die heutige Gegend um Ankara in der Türkei) folgendes:


"Denn was ein Mensch sät, wird er auch ernten [...].

Deshalb werdet nicht müde zu tun, was gut ist.

Lasst euch nicht entmutigen und gebt nie auf, denn zur gegebenen Zeit

werden wir auch den entsprechenden Segen ernten."

(Galater 6,7+9 NL)


Auch an dieser Stelle lädt mich die Bibel ein, tiefer zu schauen:

Was säe ich in dieser Kultur? Säe ich Unkraut, in Form von Unverständnis, Kritik, schnellem Urteilen, Ungeduld oder Lieblosigkeit. Viel zu schnell  bin ich dabei, diese Form von Samen zu verteilen.
Oder säe ich gute Samen, die einmal gute Früchte bringen werden, wie Lob, Anerkennung, Liebe, Geduld, Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Nächstenliebe, Annahme - und diese Samen lassen sich noch um einige erweitern! Ich glaube, der Ertrag wird groß, wenn ich diese Samen in meinem Umfeld säe.


Benni besuchte letztens den Gärtner in der Nachbarschaft und kam mit einem kleinen Baum zurück, den er geschenkt bekommen hatte. Er soll wohl mal die typisch-uruguayische Frucht Arazá, tragen. Noch sehe ich die Früchte nicht - aber den Baum haben wir an ein sonniges Plätzchen gepflanzt. 
Und wieder einmal heißt es warten, wässern, geduldig sein, bis die ersten Früchte wachsen. Vielleicht gibt es mal ein Jahr mit einer kargen Ernte. Vielleicht knabbert mal das ein oder andere Tier die Früchte an. Und ja, gerade wachsen erst zwei Nektarinen an unserem Baum. Das ist ok.

Anpflanzen braucht Zeit. Wurzeln bilden und Wurzeln schlagen braucht Zeit. Ja, es braucht Zeit, bis Früchte wachsen.


Lasst uns mutig säen - wir in Uruguay - du in deinem Leben und in deinem Umfeld. Und ab und zu auch mal in unseren inneren Garten schauen.


"Ein Bauer, der nur wenig Samen aussät, wird auch nur eine kleine Ernte einbringen.

Wer aber viel sät, wird auch viel ernten."

(2. Korinther 9,6 NL)


Was für eine Zusage, wenn ich großzügig säe! Sei gesegnet mit guter, kreativer, Frucht-bringender Saat!

von Tabea 29 Feb., 2024
oder... ist das ein Gegensatz in sich?
von Tabea 08 Feb., 2024
Oder wie ist das eigentlich, an etwas zu bauen, das noch nicht sichtbar ist?
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